22.9.2022

Internationale Bildungssysteme

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Team MĂŒnchenTeam StuttgartTeam Berlin


Du wohnst weder in der Stuttgart, Berlin oder MĂŒnchen,  bist aber interessiert daran, einen Hub in deiner Stadt aufzubauen? Melde dich gerne an team@lern-fair.de und wir unterstĂŒtzen dich dabei!

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Zwei regional fokussierte Förderungen ermöglichen es, die Engagierten fĂŒr den Kraftakt des Hub-Aufbaus in Berlin und Stuttgart auf Minijob-Basis anzustellen. Dies ist durch großzĂŒgige Förderungen durch die Gerl-Stiftung in Berlin sowie vier Stiftungen aus dem Arbeitskreis Bildungschancen des Stuttgarter Stiftungsnetzwerks möglich: der Dieter von Holtzbrinck Stiftung, der Vector Stiftung, der Bauder Stiftung, und der Wolkenputzer Stiftung. Wir danken fĂŒr die Förderungen, welche die Lern-Fair Hubs bald zur RealitĂ€t machen.

Warum Bildung so wichtig ist

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Bildung bedeutet im weitesten Sinne die Vermittlung von Wissen, FĂ€higkeiten und Kompetenzen, um Menschen ein Leben im gesellschaftlichen Miteinander zu ermöglichen und ihnen die Qualifikation fĂŒr eine geeignete Arbeitsstelle zu geben.

UnzĂ€hlige Faktoren wirken dabei auf die “Bildung” ein. Es ist nicht nur gesellschaftlich anerkannt, sondern auch wissenschaftlich gut belegt, dass gute Bildung sehr erstrebenswert ist: Untersuchungen zeigen, dass gebildete Menschen lĂ€nger leben, sich aktiver in die Politik und in die Gemeinde, in der sie leben, einbringen, seltener Verbrechen begehen und seltener auf Sozialhilfeleistungen angewiesen sind.

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Einer der grĂ¶ĂŸten Faktoren, die auf die Bildung einer Volkswirtschaft einwirken, ist das zugrunde liegende Bildungssystem. Die Unterschiede sind nicht nur international, sondern auch in einem föderalen politischen System wie Deutschland innerhalb durchaus erheblich.

Laut dem OECD Better Life Index finden sich die Menschen mit dem höchsten Bildungsniveau in Finnland (OECD Score 9,2), Australien (8,6), Schweden (8,3) und Estland (8,2). Deutschland rangiert auf dem 15. Platz mit einem Score von 7,6 zwischen Japan (7,7) und Irland (7,6). Deshalb wollen wir uns im Beitrag heute einmal genauer anschauen, wie die Bildungssysteme in Finnland, Australien, Schweden und Estland funktionieren.

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Finnland

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Das finnische Schulsystem zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass es zu einem sehr hohen Maße staatlich organisiert ist. Ganze 5,8% des Staatshaushalts fließen direkt in das Bildungssystem. Lediglich 3,8% der SchĂŒler:innen besuchen eine Privatschule. Im Vergleich zum deutschen Bildungssystem ist das Finnische ein beinahe reines Gesamtschulsystem. Eingeschult wird erst ab dem 7. Lebensjahr und Noten werden erst ab dem 6. Schuljahr vergeben (ab ungefĂ€hr 12 Jahren). Erst nach dem Abschluss nach 10 Schuljahren in der Gesamtschule, die sehr durch praktische FĂ€cher wie Musik, Kunst, Sport, Werken oder Hauswirtschaft geprĂ€gt sind, können die SchĂŒler:innen sich entscheiden, ob sie auf das Gymnasium (55%) oder eine berufsbildende Schule (35%) gehen, die dann lediglich drei weitere Jahre in Anspruch nehmen (10% SchulabgĂ€nger mit 17). Schulen sind auf Halbtagsbasis eingerichtet, es gibt jedoch kostenloses, warmes Mittagessen fĂŒr alle SchĂŒler:innen. Nach Abschluss der weiterfĂŒhrenden Schule kann der Bildungsweg dann an einer UniversitĂ€t oder Hochschule abgeschlossen werden. Studierenden wird der Lebensunterhalt kostenlos gestellt. Im Durchschnitt belĂ€uft sich die Bildungszeit in Finnland auf 19,8 Jahre.

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Australien

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In Australien beginnt das schulische Leben bereits im Alter von 5 Jahren. 7 Schuljahre dauert dann die Grundschule, sodass die AbgĂ€nger:innen diese im Alter von 12 Jahren abschließen. Wichtig zu wissen ist, dass dabei die Schuljahre in jeweils vier voneinander getrennte Quartale - sogenannte dreimonatige "Terms" - gegliedert sind. Nach der Grundschule sieht das australische Schulsystem den Besuch der sogenannten “High School” vor, die Ă€hnlich dem deutschen Realschulabschluss nach der 10. Klasse endet. Danach haben die SchĂŒler:innen die Wahl, zwei weitere Jahre das “College” zu besuchen, das sie dann mit dem “High School Certificate” abschließen, welches dem deutschen Abitur entspricht und voraussetzt, dass Klasse 11 und 12 besucht wurden.

Ein gravierender Unterschied zum deutschen Bildungssystem befindet sich in der freien Wahl der SchulfĂ€cher und Freizeitangebote, die sich in Australien stark dem US-amerikanischen System Ă€hneln und den SchĂŒler:innen einen großen Freiraum in der persönlichen Entwicklung ermöglichen. 

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Schweden

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Ähnlich wie in Finnland bildet eine Art Gesamtschule den Kern des schwedischen Schulsystems. Nach der Vorschule, in die man in Schweden mit 4 oder 5 Jahren eintritt, beginnt die sogenannte “Grundskola”. Diese dauert neun Jahre lang und endet in der Regel mit dem 16. Lebensjahr. Anschließend haben die SchĂŒler:innen die Möglichkeit, auf das Gymnasium zu gehen. Über 80% aller Jugendlichen nehmen dies auch wahr. Auch sonst sind die Parallelen zwischen dem schwedischen und deutschen Gymnasium nicht allzu groß. Im schwedischen Bildungssystem nimmt das dreijĂ€hrige Gymnasium eher den Status einer Berufsausbildung ein. Die Jugendlichen haben dort die Wahl zwischen insgesamt bis zu 16 Ausbildungsprogrammen, die je nach Abschlussnote in der Grundskola zur VerfĂŒgung stehen. In AbhĂ€ngigkeit der dort gewonnen Qualifikationen können im Anschluss dann StudiengĂ€nge an den Hochschulen belegt werden.

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Estland

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Die estlĂ€ndische Schulzeit beginnt mit der Einschulung nach dem siebten Lebensjahr in die, fĂŒr die oben bereits genannten skandinavischen Schul- und Bildungssysteme charakteristische, allgemeinbildende Gesamtschule, die sich aus der PrimĂ€r- und Sekundarstufe I zusammensetzt. Diese dauert wiederum neun Jahre und endet in der Regel spĂ€testens, wenn die Jugendlichen 17 Jahre alt sind. Danach können die SchĂŒler:innen in Estland zwischen berufsbildender Schule und/oder einem Ausbildungsberuf wĂ€hlen, oder aber ihre Schulbildung auf einem Gymnasium fortsetzen. Auch hier fĂ€llt auf, dass die Trennung der allgemeinbildenden Schulen erst nach der allgemeinen Schulpflicht stattfindet, sodass eine gymnasiale Ausbildung in Estland nur von der 10. bis zur 13. Klasse andauert. Im Anschluss erhĂ€lt man im estnischen Schulsystem ebenfalls die Hochschulreife und kann sich fĂŒr einer der zwölf anerkannten UniversitĂ€ten oder der 26 weiteren Hochschulen in Estland entscheiden.

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Fazit

Generell beschÀftigt die EffektivitÀt der Bildungssysteme seit jeher Bildungswissenschaftler:innen aus aller Welt. Beispielhaft sind hier die prominenten PISA- und OECD-Studien zu nennen. Beide sehen vor allem traditionell die skandinavischen Bildungssysteme in ihren Rankings sehr weit vorne. Woran das im Endeffekt liegt ist und bleibt ein kontrovers diskutiertes Thema vieler Forschungszweige und ist in GÀnze sicherlich nicht im Rahmen eines Blog Artikels zu beschreiben, geschweige denn zu erlÀutern. Dennoch hoffen wir, euch einen kleinen Einblick in verschiedene internationale Schulsysteme geben zu können.

AuffĂ€llig ist, dass Deutschland in den branchenfĂŒhrenden Bildungsrankings vor allem dadurch “besticht”, dass der soziale Hintergrund einen vergleichsweise ĂŒberproportional hohen Einfluss auf den erreichten Bildungsgrad hat. Dieser Bildungsungerechtigkeit versuchen wir bei Lern-Fair durch die Vermittlung von kostenloser 1:1-LernunterstĂŒtzung entgegenzuwirken. Wenn auch du aktiv etwas fĂŒr Chancengleichheit und Bildungsperspektiven machen willst, dann melde dich unkompliziert fĂŒr unser online-basiertes Angebot Lern-Fair Now an. 

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Weitere Infos und Quellen zum Nachlesen:

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